Auf ihre Intuition verlassen sich die drei auch dann, wenn sie selbst die Streif hinunterfahren – obwohl jeder Zentimeter dieser mythenumrankten Strecke bereits vertraut ist, vergeht kaum ein Tag, an dem man sich nicht selbst ein Bild der Lage macht. Untergebracht ist das Trio nicht direkt am Ort des Geschehens, sondern ein paar Kilometer weiter in Kirchberg, um zumindest nachts für einige Stunden Abstand zu gewinnen. Viel Raum für Freizeit bleibt allerdings nicht, von Weißwurstparty oder Galadinner ganz zu schweigen. „Wir sind praktisch rund um die Uhr im Einsatz, und zwar nicht nur am Mikrofon, sondern sitzen oft auch in Meetings oder am Laptop“, meint Hörtnagl.
Teil des großen Ganzen
Fakt ist: So intensiv die Kitzbühel-Woche für alle Beteiligten auch sein mag – am Ende überwiegen letztendlich der Stolz und die Dankbarkeit, ein Teil von ihr zu sein, auch wenn es die Athleten sind, die im Mittelpunkt stehen und für die wahre Show sorgen. „Der Spirit of Hahnenkamm ist körperlich spürbar, und die Energie, wenn im Zielbereich bis zu 50.000 Fans jubeln, einfach gigantisch“, schwärmt Ziesel. Gejubelt wird übrigens auch dann, wenn kein österreichischer Athlet gewinnt: „Die Stimmung im Fahnenmeer hängt nicht vom Sieger ab. Das Publikum ist sehr fair – der Beste soll gewinnen.“ Was die Menge vereint: der Respekt für alle, die sich den Steilhang hinunterstürzen und dafür sorgen, dass Kitzbühel ist, was es ist. Das wohl besonderste Sportevent des Jahres nämlich – und für Didi Ziesel, Stefan Steinacher und Benny Hörtnagl mehr als ein Job.
Eingespieltes Team
Seit 2008 sind Didi Ziesel und Stefan Steinacher als Moderatorenduo am Hahnenkamm im Einsatz, leiten dort Startnummernauslosungen und Siegerehrungen, führen Interviews und kommentieren die Rennen aus sportlicher Sicht. In vier Sprachen wohlgemerkt, denn schließlich heiße es nicht umsonst Weltcup, wie Ziesel meint. Französisch und Italienisch seien vor allem sein Gebiet, genauso wie Statistiken und Zahlenspiele: „Für jeden Renntag erstellen wir Profile eines jeden Sportlers. Bisherige Siege, Stärken, Anekdoten – wir sind akribisch vorbereitet. Und das müssen wir auch sein, um unsere Sache gut zu machen.“ Gemeinsam ergänzen sich die beiden perfekt, und dass ihre Beziehung weit über eine berufliche hinausgeht, ist unverkennbar. Seit dem Weltcup-Finale in Flachau im Jahr 2002 sind die Mikromänner ein Herz und eine Seele, wie sie sagen, und können blind aufeinander vertrauen: „Zwei unterschiedliche Stimmen und Charaktere zu haben, ist der Zeitgeist in der Moderation. Und wenn zwei sich verstehen, dann merkt man das halt auch.“ Was die beiden ebenfalls nicht verbergen können, ist ihre Euphorie für Kitzbühel – für dieses ganz besondere Wochenende, an dem die ganze Sportwelt nach Tirol blickt und das in dieser Form nicht möglich wäre ohne den unvergleichlichen Teamspirit, der am ganzen Gelände spürbar ist. „So viele Menschen, die für eine Sache brennen und Hunderte von Stunden investieren, damit dieses Rennen einmal mehr zu einem unvergesslichen Erlebnis wird – das ist einzigartig“, schwärmt Steinacher.