Als Fernsehzuschauer sehen wir Sie vor der Kulisse des Zielraums. Bekommen Sie die Stimmung dort mit?
Oliver Polzer: Wir sind (leider) etwas abgeschirmt. Aber wenn wir uns umdrehen und da hinausschauen, sehen und spüren wir die vielen Menschen im Ziel, das ist immer wieder beeindruckend. Kommentiert wird vom Bildschirm – durch das Fenster sehen wir ja nur den Zielauslauf.
Den kennen Sie auch aus der Perspektive vom Zielhang her, Armin. Heben sich bestimmte Rennen besonders von den anderen ab?
Armin Assinger: Ja, nach meiner schweren Verletzung hatte ich hier 1991 mein Comeback mit einem elften Platz in der Abfahrt. Und in meiner letzten Rennsaison 1994/95 wurde ich Zweiter in der Abfahrt und Dritter im Super-G – dem ersten in Kitzbühel überhaupt. Beim Abendessen nach den Rennen lernte ich den damaligen Bundeskanzler Franz Vranitzky kennen, mit dem ich seither immer wieder einmal nette Kontakte habe. Auch deshalb erinnere ich mich gerne daran zurück.
Jetzt als Kommentator hier zu sein, …
Armin Assinger: … ist wesentlich weniger Stress (lacht). Als Athlet muss man vom Start bis zum Abbremsen im Ziel hochkonzentriert sein. Jeder kleinste Fehler kann schwerwiegende Folgen haben – eine außergewöhnliche psychische Belastung. Die habe ich als Kommentator natürlich nicht mehr, aber trotzdem lebt man mit. Es gibt viele schöne Momente, wenn großartige Siege eingefahren werden, wenn Österreicher gewinnen oder wenn Christian Ghedina bei 140 km/h beim Zielsprung eine Grätsche macht …
Oliver Polzer: Die Fahrt von Stephan Eberharter 2004 war einzigartig und unvergesslich, auch Hermann Maiers Sieg im Super-G 2003 nach dem Motorradunfall. Den Sieg von Hans Knauß 1999 hab ich noch gut im Gedächtnis. Der Hans ist mir sehr ans Herz gewachsen – da ist auch Emotion drin.
Armin Assinger: Das gilt natürlich genauso für die schrecklichen Momente. Wenn ich an die Stürze von Aksel Lund Svindal und Hannes Reichelt oder an den Unfall von Hans Grugger beim Abfahrtstraining 2011 zurückdenke, das sind ganz schlimme Augenblicke. Auch mein Bruder ist einmal schwer gestürzt, als ich kommentiert habe …
Oliver Polzer: Wenn man solche dramatischen Unfälle als
Kommentator begleiten muss, vergisst man das nie.